Akte Luftballon: Stefanie Wally erzählt deutsch-deutsche Geschichte
“Hast du etwas Zeit für mich?”, singt Stefanie Wally zu Beginn ihrer Erlebnislesung mit den Deutsch-Leistungskursen der Kursstufe 1. Damit gibt sie schon einen Vorgeschmack auf das Thema ihres 2018 erschienenen Romans “Akte Luftballon”.
Die Geschichte basiert auf ihren eigenen Erlebnissen, die sie nach der Entdeckung einer alten Kiste mit Briefen niederschrieb und damit ein Stück deutsch-deutsche Geschichte aus einer völlig neuartigen Perspektive erzählt. Nämlich der Geschichte eines, zu Beginn, sechsjährigen Mädchens und ihrer gleichaltrigen Brieffreundin.
1977 schickte eben dieses Mädchen namens Stefanie einen Luftballon mit der eigenen Adresse los, auf der Suche nach einer Brieffreundschaft. “Tatsächlich hat dieser kleine gelbe Ballon innerhalb von drei Tagen über 500 Kilometer zurückgelegt und flog von Dossenheim auf ein Feld beim Dorf Lommatzsch bei Dresden”, berichtet Wally. Von da an beginnt eine langährige Freundschaft zwischen Stefanie in der BRD und Anke in der DDR.
Wally veranschaulicht ihre Erzählungen mit persönlichen Erinnerungsstücken wir Postkarten, Briefen und Fotos, die die Schüler*innen mitnehmen in die 70er und 80er Jahre. Als die beiden Mädchen etwa 13 Jahre alt waren, stellt sich ihnen erstmals bewusst die Frage: “Warum können wir uns eigentlich nicht besuchen?” Von da an beginnt auch ein politischer Diskurs und Stefanie wird klar, dass ihre Briefe nicht nur von Anke gelesen werden.
Schließlich gelingt den beiden 1988 tatsächlich ein Treffen ins Ostberlin, wo die damalige Abiturientin aus der BRD auf Abschlussfahrt ist. Das sei eine emotionale Begegnung gewesen, erinntert sich Wally. “Unsere Geschichte ist die Geschichte einer Freundschaft, die keine Mauer verhindern konnte,” sagt sie und endet mit einem Appell, “In einer Zeit, in der Menschen wieder Mauern in den Köpfen bauen, erinnert euch und vergesst nicht.”
Anschließend nahm sie die in Karlsuhe lebende Autorin Zeit, um mit den Schüler*innen ins Gespräch zu kommen und Fragen zu beantworten.
Wir bedanken uns herzlich für den Besuch und die eindrucksvolle Lesung