Nach dem Abitur stellt sich den meisten immer eine sehr große Frage: Fange ich direkt mit Studium oder Ausbildung an oder nehme ich mir eine Pause vom Lernstress?

Selbst wenn man sich für die Pause entscheiden sollte, scheint es unglaublich viele Möglichkeiten zu geben, die man machen könnte. Sei es ein freiwilliges soziales Jahr, Work and Travel oder Freiwilligendienst im Ausland… die Entscheidung scheint so schwer zu fallen. Obwohl ich tatsächlich angefangen habe zu studieren, habe ich recht schnell realisiert, dass ich doch erstmal rauskommen möchte. Raus aus dem ganzen Schulsystem, jeden Tag lernen, immer im gleichen Land sein.

Die Entscheidung ins Ausland zu gehen fiel mir schlussendlich leicht. Ich bin dort außerhalb vom regulären Schulsystem, Lernen spielt keine Rolle und das Land war bei mir auch schon geklärt: die Dominikanische Republik. Die meisten denken dabei an Strand, Cocktails und Urlaub. Ganz so sah mein Alltag hier aber nicht aus.

Es mangelt an Helfenden
Die Fundación Guanin liegt in einer armen Gemeinde namens ‘La Piedra’, östlich von der Hauptstadt Santo Domingo. Hier gibt es allerhand Probleme: Keine Aufstiegsmöglichkeiten, schlechte Bildung, Lehrermangel, kein Zugang zu Medizin, keine Zukunft. Guanin möchte sich um all diese Punkte kümmern, mit der Gemeinde und vor allem mit den Jugendlichen arbeiten, um die Gemeinde zu verbessern. Doch eines fehlt: Helfende.

Als Freiwillige in dieser Gemeinde hat man deshalb viele Möglichkeiten. Man kann an der lokalen Schule als Lehrer*in arbeiten, man kann als Pflegekraft im medizinischen Zentrum arbeiten oder eigene Projekte in der Gemeinde aufbauen. Mein Alltag bestand darin an der Schule zu arbeiten, um den Kindern Englisch beizubringen. Einem selbst scheint Englisch einfach, weil wir als Deutsche es schon früh lernen. Hier sieht das natürlich ganz anders aus, denn so gut wie niemand spricht hier Englisch, vor allem nicht die Kinder. Die Kinder sind dankbar dafür, wenn Freiwillige ihnen neue Sachen beibringen und ihnen vor allem Hoffnung und Ziele schenken.

Einwohner*innen der Kommune demonstrieren friedlich gegen Ungerechtigkeit

Dankbarkeit der Menschen als Antrieb
Einem liegt hier alles bereit. Das einzige, was man selbst mitbringen muss ist Offenheit gegenüber der Gemeinde selbst und den Menschen. Ja, die Kinder sind nicht so diszipliniert wie sie sein könnten. Ja, das Gras sieht auf der anderen Seite immer viel grüner aus. Aber alle Menschen sind dankbar für jede Art von Hilfe – und keine Menschen sind so liebenswert wie die Dominikaner!

Insgesamt sollte das Ziel immer sein, einen Fußabdruck zu hinterlassen. Die Menschen und die Gemeinde sollten nach dem Einsatz besser dastehen und etwas mitnehmen. Einmal in la Piedra, immer in La Piedra. Diese Gemeinde ist eine Familie, die niemand zerstören kann. Ich bin dankbar für diese Erfahrung und kann den Freiwilligendienst nur empfehlen.

Jasmin (links) bei einer Feier

Text und Fotos: Jasmin, Abitur 2021