BrundibarAm 18.7.2016 musste man schon früh in die Aula kommen, um sich einen guten Platz zu sichern – nach einem Schuljahr Vorbereitungszeit war es endlich so weit: Die Kinderoper Brundibar von Hans Krasa wurde auf die Bühne gebracht.
Die Aufführung war in dieser Form einmalig, arbeiteten doch gleich drei Fachbereiche Hand in Hand: Musik, Kunst und Geschichte. Denn Brundibar verdient ein tolles Bühnenbild, und der historische Kontext des Stücks darf nicht vernachlässigt werden. Frau Kaag-Kagermann und Frau Schmidt folgten also Frau Grabowskis Idee und Einladung, sich ebenfalls an der Produktion zu beteiligen.

Zur Einstimmung des Publikums auf den Abend spielte das Kammerorchester, das sich aus Lehrern und Schülern zusammensetzt, unter der Leitung von Frau Gottstein zwei Lieder jüdischen Ursprungs. Beim zweiten Liedbeitrag durfte die Klasse 5c die Musiker gesanglich unterstützen.

Danach übernahmen Schülerinnen der 9. Klasse, nämlich Julia und Franzi, das Mikrophon. Sie erklärten den historischen Hintergrund der Kinderoper, wussten zu berichten, dass sie in Theresienstadt über 50 Mal aufgeführt wurde und dass die böse Hauptfigur, der Leierkastenmann Brundibar, symbolisch für Hitler stand. Die Oper endet damit, dass der Böse besiegt werden kann, wenn sich ihm nur viele Menschen gemeinsam entgegen stellen. Die Oper brachte den Kindern im Lager also ein wenig Hoffnung und Ablenkung vom schrecklichen Alltag des 3. Reiches.
Schon beim Öffnen des Bühnenvorhangs wurde der Besucher der Kinderoper für seine Anfahrt belohnt: Das Bühnenbild, ganz in schwarz-weiß gehalten, beeindruckte mit kleinen Häusern, deren Fassaden liebevoll ausgestaltet waren und einem Springbrunnen. Und auch die Requisiten, die später zum Einsatz kamen, zeugten von viel Arbeit; so war ein Leierkasten zu bestaunen, Bauchläden, Schulranzen, sogar kleine Schiefertafeln. All diese optischen Eindrücke nahmen das Publikum schon mit auf eine Zeitreise.
Auch die kleinen Akteure passten hervorragend ins Bild. Die bestimmenden Farben auf der Bühne waren schwarz, weiß, grau und beige, so dass der Eindruck entstand, man schaue gerade einen alten Film.
BrundibarAuf der Bühne tummelten sich Verkäufer, Polizisten, Schulkinder, Spatz, Katze und Hund, und natürlich die Hauptfigur Brundibar, der in seiner Besetzung mehr als überzeugen konnte: Sehr gute sängerische Qualitäten trafen da auf großes schauspielerisches Talent. Und auch die anderen Solisten beeindruckten mit ihren Leistungen; rührend das Geschwisterpaar Aninka und Pepicek, bezaubernd und überzeugend die drei Tiere, nicht zu erweichen der Milchmann. Strenge Polizisten mit schon recht männlich-markanten Stimmen ergänzten das Solisten-Ensemble.
Auch die Sprechrollen und die Chorsängerinnen brachten sich mit viel Energie und Spielfreude ein. Begleitet wurden die Kinder von der Pianistin Brigitte Becker und von Barbara R. Grabowski, die die Regie übernommen und auch die Gesamtleitung des Projekts innehatte.
Nach dem 1. Akt übernahm wieder das kleine Kammerorchester und präsentierte die Serenade, während der sowohl Katze als auch Hund umbesetzt wurden. Was es damit auf sich hat, erklärten Julia und Franzi, bevor der 2. Akt startete: In Theresienstadt mussten die Rollen ständig neu besetzt werden, da immer wieder Kinder nach Auschwitz abtransportiert wurden. Einzig die Darstellerin der Aninka wurde nie ausgetauscht.
Auch im zweiten Akt wussten die kleinen Akteure zu überzeugen. Vor allem die wilde Verfolgungsjagd durch den Zuschauerraum zum Ende des Stücks riss das Publikum nochmals so richtig mit.
Das Finale der Oper ist ein Lied auf die Freundschaft. Und hier wartete noch eine Überraschung auf die Besucher: ein Flashmob, bei dem sämtliche Singklassen beteiligt waren. Mitten im Schlusslied standen plötzlich viele Kinder auf und sangen mit – ein Moment, der durchaus für Gänsehaut sorgte! An dieser Stelle nochmals ein Dank an alle 5. & 6. Klassen, die beteiligt waren.
Der Abend endete mit tosendem Applaus für alle Akteure, und ohne eine Zugabe kamen sie nicht davon.