„Man hat die Chance auf Dialog, man muss nicht einer Meinung sein, aber das macht Demokratie aus.“

So startete Lars Castellucci, Bundestagsabgeordneter der SPD für den Wahlkreis Rhein-Neckar, seinen Besuch am LÖWENROT-Gymnasium. Im Rahmen der Berlinfahrt der 9. Klassen ermöglicht uns der Politiker dankenswerterweise einen Besuch des Bundestags mit anschließendem Imbiss im Paul-Löbe-Haus, dem Arbeitsort der Abgeordneten des Deutschen Bundestags.

Aufgrund der anstehenden Fahrt besuchte Herr Castellucci das LÖWENROT vorab, um mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen und sich ihren Fragen zu stellen

Castellucci trat im Alter von 17 Jahren in die SPD ein, ist seit neun Jahren Abgeordneter des Deutschen Bundestags und seit dieser Legislaturperiode Stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses.

Fragen über Fragen
Nach der kurzen Vorstellung durften die Jugendlichen direkt mit ihren Fragen loslegen: Wann werden welche Waffen an die Ukraine geliefert? Ist Frau Lambrecht als Verteidigungsministerin noch tragbar? Warum werden ukrainische Flüchtlinge besser behandelt als Flüchtlinge der vergangenen Jahre? Sollte die Wehrpflicht wieder eingeführt werden? „Ihr werdet sowieso 100 Jahre alt, es hat keinen Sinn, euch mit 16 den totalen Stress aufzudrängen“, scherzte er. Castellucci plädiert aber für ein freiwilliges politisches, soziales oder ökologisches Jahr, von welchem die Schülerinnen und Schüler ein Leben lang profitieren könnten.

Neben der Ukraine lag ein weiterer Schwerpunkt auf dem Klimaschutz. Über den Dienstwagen von Olaf Scholz, die Reichweite von Hybridautos und den potenziellen Einsatz von Wasserstoff – das Interesse an der Sichtweise des Gastes war groß. „Wenn ihr in der Politik seid, nehmt die Gegenargumente und versucht, etwas Gutes daraus zu machen“, so beschreibt Lars Castellucci die Dilemmata, mit welchen man sich gerade im Bereich des Klimaschutzes beschäftigen muss.

Schülernah, auf den Punkt und mit einer gesunden Prise Ironie stellte sich der Politiker souverän den Fragen der Jugendlichen. Danke für Ihren Besuch und die Unterstützung unserer Berlinfahrt, wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Mal!

Ein weiterer Besuch stand für die Fachschaft Gemeinschaftskunde im Terminkalender: Norbert Knopf MdL (Bündnis ’90/Die Grünen) reiste an, um die Argumente für die Stärkung des Fachs Gemeinschaftskunde in der gymnasialen Oberstufe zu hören.

Abiturient Jannis erklärte, dass es aus seiner Sicht zu wenig Zeit für Projektarbeit gebe: „Politisches Interesse muss von außen nach innen getragen werden“, meinte er. Im Allgemeinen sei die Unterstützung der Schulen hinsichtlich der zeitlichen Ressourcen enorm wichtig, bekräftigte Schulleiter Dr. Dirk Lutschewitz.

Es entstand ein reger Ideenaustausch, in welchem Rahmen sich Schüler*innen und Lehrkräfte den Ausbau des Fachs Gemeinschaftskunde vorstellen könnten. Knopf sprach in diesem Zusammenhang eine Einladung in den Landtag nach Stuttgart aus, die die Fachschaft dankend annahm.

Politische Bildung als Bürgerpflicht
Der Abgeordnete betonte, dass aus seiner Sicht politische Bildung nicht nur im Klassenzimmer stattfinden könne: „Ich halte es für wichtig, dass Kinder auch im familiären Umfeld Zugang zu Tageszeitung und unabhängigen Medien haben, um sich Wissen anzueignen.“ Problematisch sei bei allem, was man gerne tun wolle, natürlich die Finanzierung.

„Wir alle waren noch nie so gefordert in der Rolle des Staatsbürgers“, bekräftigte Schulleiter Dr. Lutschewitz und auch Geschäftsführer Jörg Schmidt stimmte überein, dass Gemeinschaftskunde einen höheren Stellenwert erhalten müsse. Aus diesem Grund wird das Bestreben der Fachschaft komplett und explizit unterstützt. „Westliche Demokratien sind zunehmend fragil, der Bildungsplan muss aufgrund aktueller politischer Ereignisse auf den Prüfstand gestellt werden“, schloss Lutschewitz.