Eines sonnigen Herbstabends war der Sohn mit seinem Vater zu Hause.

Ihm war langweilig, also dachte er sich: „Ich kann ja Fußball spielen.“ Deshalb nahm er sich den Ball und schoss ihn gegen die Wand mit den zwei Fenstern, die sein Tor sein sollte. Leider traf der Ball das Fenster mit solcher Wucht, dass es einmal laut klirrte und lauter Glasscherben, die einmal das Fenster gewesen waren, auf den Boden regneten.

Das hörte der Vater. Erschrocken lief er in das Wohnzimmer, woher das Klirren zu kommen schien. Als er ankam, sah er das Desaster und brüllte wutentbrannt: „Was hast du gemacht!?“ „Tut mir leid“, stotterte der Sohn beschämt. „Nichts tut dir leid!“, schrie er zornig und jagte ihn aus dem Haus. „Na warte Bürschchen!“, rief er wütend, „wenn du wieder nach Hause kommst, kannst du was erleben!“ Aber der Sohn rannte davon.

Nach einer Weile schaute der Vater beunruhigt auf die Uhr. Er dachte angespannt: „Er ist aber schon lange weg“, blieb aber trotzdem sitzen und wartete bis fünf vor 21.00 Uhr. In dieser Zeit ging er besorgt im Zimmer auf und ab und murmelte vor sich hin: „Warum kommt er denn nicht?“ Besorgt blickte er auf die Uhr und entschied: „Ich suche jetzt nach ihm!“

Mit gemischten Gefühlen nahm er seinen Mantel und den Hut vom Haken und ging los. Man hörte seine langen Schritte auf der Straße des Stadtparks. Verzweifelt rief er immer und immer wieder nach seinem Sohn. Schwitzend riss er sich den Hut vom Kopf, während er alles nach ihm absuchte. Er suchte und suchte, fand seinen Sohn aber nicht. In Panik ging er wieder nach Hause. Die ganze Zeit hielt er nach seinem Kind Ausschau, auch auf dem Rückweg suchte er weiter.

Bildquelle: “Vater und Sohn – Der kleine Auskneifer” aus Berliner Illustrierte Zeitung, Nr. 13. 25 März 1935, Jg. 44

Nun stand er vor dem Haus. Plötzlich traf ihn etwas hart am Kopf. Er taumelte und sah, dass ein Fußball die zweite Scheibe zerschossen hatte und die Scherben des zweiten Fensters auf den Boden krachten. „Aaahhhh!“, brüllte er erschrocken, „was war denn das?!?“ Doch auf einmal vergaß er alles andere, seine dunklen Gedanken verflogen und das schlingernde Karussell hörte auf sich zu drehen. Denn sein Sohn kam aus dem Haus gestürmt.

Überglücklich stolperte der Vater ihm entgegen. Erleichtert nahmen sie sich in den Arm und der Vater flüsterte seinem Jungen ins Ohr: „Es tut mir leid.“ „Ich bin dir nicht mehr böse“, wisperte der Sohn zurück. Der Vater versprach, nie wieder so auszurasten und der Sohn versprach, nicht mehr im Haus Fußball zu spielen. Beide aßen glücklich zu Abend.

 

Der Text entstand zur Bildergeschichte “Vater und Sohn”.