CoolDie Schülerinnen und Schüler stehen im Kreis, in der Mitte geht Trainer Abu Bajala umher und spricht einzelne Schüler an: „Na, wer bist du denn? Komm mal mit mir!”, sagt Bajala und fasst die Siebtklässler an der Schulter, um sie auf einen anderen Platz zu führen. Alle kichern verlegen, wenn der Trainer sie anspricht. Nachdem alle an der Reihe waren, fragt Julia Schäfer in die Runde: „Wie fandet ihr das gerade?”. „Lustig, weil Herr Bajala ein cooler Typ ist!”, antworten einige, „Aber es hat sich auch komisch angefühlt”, meinen andere. Im geschützten Klassenzimmer war dieses Spiel noch lustig, aber wie wäre die Situation auf der Straße gewesen, wären die Schüler mit Bajala mitgegangen? „Ich hätte Angst gehabt, wenn ein Fremder mich anspricht und berührt”, sagt eine Teilnehmerin und viele stimmen ihr zu.

KompetenztrainingWie man sich in einer unangenehmen Situation verhalten kann, lernten die siebten Klassen des Privatgymnasium St. Leon-Rot während des Kompetenztrainings „Cool, sicher, selbstbestimmt” unter Anleitung von Julia Schäfer und Abu Bajala. Anhand von Rollenspielen wurden verschiedene Situationen ausprobiert und mögliche Verhaltensweisen trainiert. Anfangs reagierten die Schüler noch verhalten, wenn die Trainer in der Rolle des Täters agierten. Aber nach und nach fassten sie Mut und riefen energisch: „Halt, ich möchte das nicht!”.

Im Lauf des Vormittags tauchen viele Fragen auf: was tue ich, wenn ich mich selbst nicht aus einer Lage befreien kann? Wie kann ich jemandem helfen, ohne mich in Gefahr zu bringen? Die Pädagogin und der Erziehungsbeistand nahmen sich Zeit, um mit den Schülern zu sprechen und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen: „Wenn ihr allein seid, holt Erwachsene zu Hilfe”, rieten sie, „Wenn ihr seht, dass jemand belästigt wird, ruft die Polizei.”

Das vom Verein Kriminalprävention Rhein-Neckar angebotene Training soll zeigen, was es bedeutet, selbstbestimmt zu handeln. Denn „Kinder und Jugendliche, die einen bewussten Zugang zu Situationskonstruktionen, Handlungsabläufen und Risiken bei Provokationen, ungewollten körperlichen Begegnungen (Anrempeln) und gewalttätigen Vorfällen haben, stehen weniger in Gefahr, sich in gewalttätige Auseinandersetzungen verwickeln zu lassen und selbst Opfer zu werden.” Das Fazit der Schüler fiel durchweg positiv aus: „Man fühlt sich jetzt sicherer und weiß, was man tun kann, wenn eine gefährliche Situation entsteht.”