PG goes EMJuhu, mein Papa hat Karten für das EM Spiel Deutschland gegen Polen gewonnen und ich ( Lisa, Klasse 6c) darf mit.

Am Mittwoch habe ich meine Klassenlehrerin Frau Tobian gefragt: „Darf ich morgen auf ein interkulturelles deutsch-polnisches Event? Dafür müsste ich morgen die zwei Nachmittagsstunden freigestellt werden.“ Daraufhin fragte Frau Tobian zurück: „Du möchtest auf was bitte???“ Ich antwortete: „Ich würde gerne auf ein interkulturelles deutsch-polnisches Event gehen. Morgen in Paris um 21 Uhr. Dafür müsste ich aber für die zwei Nachmittagsstunden freigestellt werden.

 

In Paris ist morgen ein Fußballspiel. Mein Vater hat Karten gewonnen und ich wollte Sie fragen, ob ich hingehen darf.“ Frau Tobian war einverstanden, sagte aber, dass die Schulleitung noch ihr OK geben müsste. Wir gingen zu Frau Buchheister. Sie war auch einverstanden und erlaubte mir sogar, falls ich am Freitag sehr müde sein sollte, dass ich erst zur dritten Stunde zur Schule kommen darf. Ich war sehr glücklich und erleichtert.

Am Donnerstag fuhren wir um 12:30 Uhr los. Nach zwei Stunden waren wir an der Grenze zu Frankreich angekommen. Eine halbe Stunde lang standen wir an der Grenzkontrolle, wurden aber zum Glück nicht aussortiert. Auf einem Parkplatz standen 30 Polizeiautos und kontrollierten vermeintliche Hooligans. Nach weiteren drei Stunden Fahrt durch Frankreich PG goes EMkamen wir endlich in Paris an. Dort fing es an zu regnen und wollte nicht aufhören. Wir standen gut eine Stunde im Ampelstau und waren sehr froh, als wir um 19.15 Uhr unser Parkhaus, welches überwacht war, erreicht hatten. Jetzt mussten wir Metro fahren und zweimal umsteigen, um den Hbf Garde du Nord zu erreichen. Dort gab es einen extra Fan-Zug, mit dem wir zum Stadion fuhren.. Im Zug meinte einer der Fans: „Den ganzen Tag hat es so geregnet, aber dank Podolski scheint jetzt wieder die Sonne.“

Rund ums Stadion war natürlich sehr viel los. Über 82.000 Fans gingen rein. Deswegen gab es um das Stadion herum drei Sicherheitsringe, in denen viermal kontrolliert wurde. Als wir im ersten Ring standen und gewartet haben, dass unsere Karten kontrolliert werden, konnten wir nicht weiter. Hinter uns ertönten plötzlich Schreie. Alle Polizisten rannten dort hin und auf einmal hatten wir eine riesige Wolke aus Pfefferspray im Gesicht, die wir fünf Minuten lang einatmen mussten. Die Nase, Augen und der Mund haben ziemlich gejuckt. Kurz bevor es weiter ging, sahen wir Polizisten, die die gewalttätigen Fans im Schwitzkasten mit sich zogen. Die zweite Kontrolle konnten wir recht schnell passieren und dann zu unseren Eingängen am Stadion gehen, bei denen dann die dritte und vierte Kontrolle auf uns wartete. Da wir nur eine Karte im deutschen Block hatten und ich unbedingt dort sitzen wollte, fragte ich meinen Vater, ob ich die Karte bekommen könnte. Da der Nachbarsitz von einem Arbeitskollegen meines Vaters belegt war, war es kein Problem.
An dem Eingang, wie sollte es auch anders sein, warteten wieder jede Menge Fans und der Arbeitskollege hatte dahinter auf uns gewartet. Zu meinem Vater meinte er: „Bis Lisa da durch ist, dauert es noch mindestens 20 Minuten.“ Es war schon 20.15Uhr, also noch 15 Minuten bis zum Anpfiff.
Neben uns standen fünf Polizisten, welche mein Vater kurzerhand angesprochen hatte. Nach einer kurzen Diskussion lotste mich einer durch die wartenden Fans zur letzten Kontrolle. Wer sich darüber beschwerte, bekam kurzerhand gesagt: „Du kannst dich gleich wieder hinten anstellen.“

So habe ich es statt in 20 Minuten in zwei Minuten geschafft, durch die dritte Kontrolle zu kommen.
Nun gingen wir zu unseren Plätzen. Sie waren genau hinter dem deutschen Tor und neben dem DFB Block.
Noch eine kurze Erklärung vom Kollegen: „Richtige Fans stehen (das ganze Spiel) und singen Fangesänge. Jetzt wusste ich, was mich die nächsten 90 Minuten außer Fußball schauen noch erwarten würde.
Nach 90 Minuten Fußballspiel, leider ohne Tor, war ich heiser, aber dafür kenne ich jetzt jede Menge witzige Fangesänge.
Der Rückweg war dann nicht so spektakulär. Nach dem Spiel noch schnell ein Trikot für meinen Bruder gekauft und mit der Metro zum Auto. Gegen 2:00 Uhr starteten wir die Rückfahrt nach Walldorf, welches wir um 6:15 Uhr erreichten. Wie lange ich geschlafen habe, weiß ich nicht mehr, aber es war auf jeden Fall ein schönes Erlebnis und ich bin sehr dankbar, dass ich von der Schule die Erlaubnis dazu hatte.