Unser Schüler Timur (Klasse 12) durfte mit dem Olympischen Jugendlager die diesjährigen Spiele in Brasilien besuchen. Einer langen Tradition folgend ermöglichte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im Rahmen eines Auswahlverfahrens auch in diesem Jahr einer 50ig-köpfigen Gruppe von Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren den Besuch in Rio de Janeiro.

Die ausgewählten Teilnehmer vertraten in Rio jeweils eine andere Sportart. Timur repräsentierte die Disziplin Golf, die in Rio erstmals seit 112 Jahren wieder olympisch war. „Ich bin sehr stolz, dabei gewesen zu sein und meine Sportart vertreten haben zu dürfen“, freut sich Timur. Laut ihm war das Bewerberfeld sehr groß und es wurden vielfältige Kompetenzen vorausgesetzt.

Dabei reichte es nicht, wie Timur berichtete, nur in einer Sportdisziplin und in der Schule gut zu sein, sondern es wurden auch ehrenamtliches Engagement, eine gute Allgemeinbildung, geopolitische Kenntnisse, Weltoffenheit und Kreativität von den Bewerbern gefordert. Darüber hinaus mussten die Bewerber ihre Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis stellen, die Timur in Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Türkisch vorweisen kann.

Meine Reiseeindrücke:

Am 4. August 2016 starteten wir mit einer 60-köpfigen Olympia -Jugenddelegation von Frankfurt via Flugzeug nach Rio. Unser Quartier bezogen wir in der Deutschen Schule, einer traumhaft gelegenen Unterkunft unterhalb der Christo Statue in Rio de Janeiro.

Während unseres zweiwöchigen Aufenthalts erlebten wir neben dem Besuch der Olympischen Spiele zusätzlich ein sehr abwechslungs- und sehr lehrreiches Rahmenprogramm.

So besuchten wir regelmäßig das Deutsche Haus direkt am Strand im Stadtteil Barra, indem sich Sportler, Politiker, Funktionäre und Medienvertreter zum Austausch regelmäßig trafen. In der Diskussionsrunde konnten wir Fragen an beispielsweise den Präsidenten des DOSB, Herrn Alfons Hörmann, stellen. Themen waren Doping und politische Aspekte der Olympischen Spiele.

Natürlich kamen auch die Wettkämpfe nicht zu kurz.

Die Anreise zu den Olympic Venues erfolgte über die öffentlichen Verkehrsmittel, welche eine tolle Gelegenheit war, um einen Einblick in den brasilianischen Alltag zu gewinnen. Bei der Anreise und auch auf dem olympischen Gelände begegneten wir vielen verschiedenen Nationen und Kulturen – alle friedlich vereint und mit einer sehr stimmungsvollen Vorfreude. Trotz allgemeiner Terror- und Diebstahlgefahr war die Atmosphäre entspannt und gelassen. Das Infrastrukturennetz funktionierte sehr gut trotz hoher Auslastung. Besuchen durfte ich Wettkämpfe in den Disziplinen Handball, Volleyball, Schwimmen, Beachvolleyball, Basketball, Straßenradrennen, Hockey und natürlich Golf.

Dabei sah ich auch viele Spitzensportler unter anderem den 28-fachen olympischen Medaillengewinner Michael Phelps. Im Olympischen Golfturnier konnte ich die im selben Flight spielenden Martin Kaymer und Bubba Watson über die gesamte 18 Loch Runde hautnah begleiten. Das war natürlich ein besonderer sportlicher Höhepunkt für mich.

Unter anderem zählten zu unserem Rahmenprogramm auch Workshops zu olympischen und politischen Themen, beispielsweise zur zukünftigen Nachhaltigkeit bei Olympia, oder eine Informationsveranstaltung über eine duale sportliche Laufbahn.

Ein ganz besonderer Programmpunkt war das gemeinsame ganztägige Sportprogramm mit Jugendlichen aus Brasilien. Uns besuchten dafür 50 Jugendliche aus verschiedenen Stadtteilen von Rio de Janeiro. Wir hatten in kleinen Gruppen Workshops und Sporteinheiten. Wir spielten unter anderem Rollstuhlbasketball & Goalball. Ich konnte mich beispielsweise mit den Jugendlichen aus der Favela Santa Maria, welche sich direkt hinter unserer Schule befindet, anfreunden. Dabei konnte ich etwas von der brasilianischen Kultur kennenlernen und meine Portugiesischkenntnisse verbessern. Der Abend endete mit leckerem Fleisch frisch vom Grill und einem Abschluss Kick auf dem mit Flutlicht beleuchtetem Fußballplatz unterhalb der Christus Statue. Insgesamt war das ein sehr interessanter, prägender Tag und sehr schön organisiert. Aus diesem Erlebnis nahm ich mit, dass Sport keine Grenzen kennt, unabhängig davon, ob man mobiltätseingeschränkt ist oder eine andere Sprache spricht.

Rio ist eine überwältigende Stadt mit extremen Gegensätzen. Meine ersten Eindrücke konnte ich kaum in Worte fassen. Ich war schon in vielen Ländern und Städten, aber so etwas wie Rio de Janeiro habe ich noch nie gesehen – inmitten traumhafter Natur eine 6,5 Millionen Einwohner Stadt. Wir besuchten natürlich auch die Sehenswürdigkeiten, wie den Zuckerhut, die Christusstatue und die Copacabana. Am Interessantesten fand ich aber die Favela „Babylonia“, die wir besuchten. Unglaublich, wie die Häuser in die steilen Berge gebaut sind.

Insgesamt ein Erlebnis, das sicherlich mein ganzes Leben bereichern wird.