Prävention ‘Essstörungen’: Referentin gibt persönliche Einblicke
“Ich dachte, es ginge um meine Figur”, berichtet Sabrina Scharf den Schüler*innen der 8. Klasse.
Tatsächlich habe eine Therapie den wahren Grund für ihre Magersucht ans Tageslicht gebracht. Der Leidensweg der heute 45-jährigen begann in einer vergangenen Beziehung, in der psychische und physische Gewalt an der Tagesordnung waren. Dadurch habe sie ihr Selbstbewusstsein verloren und sich nie gut genug gefühlt.
Durch das Abnehmen hatte sie zu Beginn Erfolgserlebnisse – bis es zur Sucht wurde. Dies anzuerkennen und damit der Magersucht den Kampf anzusagen sei alles andere als leicht gewesen, so Scharf.
Persönliche Einblicke
Schockierend ehrlich blickte sie zurück: “Ich erzähle euch Dinge, über die sonst keiner spricht.” Sabrina Scharf erinnert sich zum Beispiel an den Tag als ihr Hausarzt gravierende Schäden an ihrem Herzmuskel diagnostizierte. Wie sie atemlos mit dem Hund Gassi ging oder sich bei Autofahrten einnässte, weil die schwachen Muskeln den Urin nicht mehr zurückhalten konnte.
Das alles habe sie von sich geschoben und verdrängt. Man werde durch diese Sucht zum Meister des Lügens und Betrügens, erklärte Scharf. Und weiter: “Ich hatte nichts mehr unter Kontrolle. Die innere Stimme, die mir sagte, ich darf nichts essen, hat alles bestimmt.”
Ein Schlüsselerlebnis bewegte Sabrina Scharf zur Therapie: “Meine Tochter stand eines Tages vor mir und sagte ‘Mama, ich habe Angst, du stirbst!'”. Schließlich wurde die kontrollierende innere Stimme mit jedem Kilo, das sie zunahm, leiser.
Elternvortag am Abend
Während Scharf bei den Schüler*innen vor allem auf die erschreckenden Folgen der Magersucht einging, lag der Schwerpunkt beim Elternvortrag am selben Abend auf der Prävention. Dabei sprach sie darüber, wie man als Elternteil eine (beginnende) Magersucht bzw. andere Essstörungen erkennt und welche Möglichkeiten es gibt, ein Kind auf eventuell vorliegende Probleme anzusprechen und Verständnis zu zeigen.
Im Anschluss beantwortete die Referentin individuelle Fragen und konnte den Elternabend trotz des schiwerigen Themas genauso sympathisch und authentisch gestalten wie schon die Schülervorträge.