Im Rahmen des Deutschunterrichts der Klasse 8b bei Frau Arnold befassten sich die Schüler während des Onlineunterrichts mit dem Thema „Kreative Texte schreiben“ und gleichzeitig machte die Lehrerin die Klasse darauf aufmerksam, dass zur Zeit ein Wettbewerb des Deutsch-Amerikanischen-Instituts Heidelberg (DAI) über das Thema „Kreative Texte“ ausgeschrieben ist.

Dario, 8b, überarbeitete daraufhin mehrmals seine im Unterricht entstandene Schilderung „Vor der Rutsche“ und reichte seinen Text beim Wettbewerb ein.

Wir wünschen Dario viel Erfolg!

Vor der Rutsche

Immer weiter schleppe ich mich die endlosen Stufen hinauf. Je höher ich steige, desto mehr schwellen die Stimmen, Laute, Schreie ab. Doch Stufe für Stufe wird die Luft muffiger, das Treppenhaus enger und mein Hals trockener. Noch einmal dreht sich die Treppe und nach dem mühseligen Aufstieg erklimme ich endlich die letzte feuchtnasse Stufe. Vor mir stehen nun zwei Freunde in quietschfarbenen Badehosen. Sofort fluten mir die grellen Farben entgegen, drohen meine Augen zu zerbersten. Die Freunde warten beide darauf sich ins schwärzeste Schwarz zu stürzen.

Hinter mir bildet sich bereits eine Schlange an Rutschfreudigen, welche es kaum erwarten können, ins Abenteuer zu preschen. Plötzlich schlägt die Ampel das erste Mal auf Grün um. Der Mann, der gerade noch vor dem Eingang vor der Röhre stand, wurde jetzt vom tiefen Dunkel geschluckt. Erst Stille, dann ein langer spitzer Schrei. Jetzt trennt mich nur noch ein Mann vor mir und der Rutsche, Nervosität ergreift schleichend meinen Körper. Die stickige Luft und der Druck durch die gewaltig große Warteschlange pressen mich ganz klein. Ich fühle wie mein Herz schneller schlägt, mein Hals wird trocken und zieht sich zusammen, ein weiteres Mal wechselt die Farbe der Ampel sekundenschnell auf Grün um und die letzte Barriere zwischen mir und dem bodenlosen schwarzen Loch ist fort. Kein Schrei, nur ein Gepolter schlägt mir aus der Rutsche entgegen.

Der panische Gedanke, wie es mir ergehen wird, durchlöchert mich. Mein Hals wird noch enger, ich fühle mich, als müsste ich gleich ersticken. Leise höre ich das Wasser fließen, plätschert hinein ins Schwarz. Das Licht der Ampel hüllt den Eingang in einen flammend roten Schleier, als gehe es dort zur Hölle. Mein Herz rutscht in die Hose, hinterlässt Leere in meiner Brust. Ich warte angespannt auf die Ampel, welche in wenigen Sekunden umspringen wird. Doch die paar Sekunden dehnen sich ins Unendliche.

Die verbrauchte Luft lässt mich nicht atmen, ich ringe nach Sauerstoff, atme schneller und schwerer, versuche das Nichts in meiner Lunge zu füllen. Stocksteif wie eine Salzsäule stehe ich da, doch in mir brodelt und kocht es. Die Menschenmasse bringt das Treppenhaus fast zu überlaufen. Ich sehe auf, erneut erhellt grellstes grünes Licht den Rutscheneingang, augenblicklich erwache ich aus meiner Trance. Die Angst beherrscht nun vollends meinen Körper, Ratlosigkeit und Verzweiflung ballen sich zusammen, zerfressen mich. Soll ich rutschen oder gehen? Der Druck wird immer größer, droht mich zu zerreißen.

Doch ich mobilisiere allen Mut, den ich habe, lasse mich leiten. Gedankenlos, aber als hätte ich den Ablauf schon Millionen Mal geübt, stelle ich mich in den Eingang, ich zittere am ganzen Leib und klammere mich schutzsuchend an die kalte glitschige Haltestange. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Das Wasser umgarnt sanft meine Füße als wolle es mich hinterhältig verführen. Ich nehme noch einmal einen tiefen Atemzug der stickigen Luft, schaue nach hinten in viele wartende Gesichter, denke an nichts mehr und lasse mich schwerelos in die Rutsche fallen…

Dario, 8b