Caspar David Friedrich: Wanderer über dem Nebelmeer, 1818

Die Sehnsucht nach Natur ist ein menschliches Grundbedürfnis.

Diese Sehnsucht findet sich unter anderem in der romantischen Landschaftsmalerei Caspar David Friedrichs: Menschen stehen am Fenster und beobachten aus ihrem schützenden Raum heraus ihre Umwelt, ein Mann im schwarzen Anzug steht mit dem Rücken zum Betrachter am Rande einer Klippe.

Die Natur der Romantik ist uns Menschen überlegen und wir vor ihr ganz klein. So suchen wir Erholung und Frieden in den Spaziergängen während der  Pandemiezeit und im Speziellen im Lock-Down. Das Draußen wird zum Hier und Jetzt.

Gene1970: Fantasy Beach Walkway

Virtuelle Welten als Zufluchtsort
Der Sog in die Natur hat jedoch auch eine paradoxe Seite entwickelt. Im häuslichen Umfeld fühlen wir uns geschützt und flüchten in virtuelle Welten.

Jedes einzelne Blatt eines digitalen Baumes ist berechnet, wie der generierte Wind diese erzittern lässt, wie Tag und Nacht auf diese einwirken oder eine künstliche Sonne über programmierte Hügel kreist.

In den letzten Jahren ist die zweite – digitale – Natur immer weiter gewachsen, wird immer naturalistischer und erweckt den täuschenden Zauber einer echten Welt.

Die Kunstwelt nähert sich so der echten Welt an, wächst sogar wegen der zahlreichen Möglichkeiten der Veränderung über diese hinaus und unsere Welt wird im Gegenzug – provokant formuliert – immer künstlicher, da wir diese durch unser Einwirken immer stärker verändern und unseren Bedürfnissen anpassen.

Die Natur beherrschen: Gärten als künstlerischer Gestaltungsraum
Die Kunst bedient sich dieser Themen über alle Epochen hinweg. Zur Zeit der römischen Antike werden z.B. blühende Gärten an die Wände gemalt. Barocke Gärten werden nicht nur zur Selbstversorgung, sondern auch zur reinen Betrachtung und dem Genuss angelegt. Barocke Schlossgärten zeichnen sich durch ihre ungewöhnlichen, geometrischen Formen aus, die das Wilde, ungebändigte der frei wachsenden Natur in eine Form zwingt.
Mit Lineal und Zirkel werden diese Gärten auf dem Papier geplant und umgesetzt, und der Mensch zeigt einmal wieder, dass er die Natur zu beherrschen versucht.

Vertikaler Garten in der Stadt

Ab dem 19. Jahrhundert werden die Gärten wieder freier, der englische Gartentypus etabliert sich. Er sieht zwar natürlich gewachsen aus, doch versucht dieser inszeniert nur so natürlich wie möglich zu wirken. Der englische Garten lässt sich von einem Landschaftsmaler – Claude Lorrain – inspirieren. Diese idealen Landschaften wirken verträumt und romantisch.

Auch in Japan werden Bäume langjährig so beschnitten, dass diese aussehen, als hätte Wind und Wetter sie zu fantastischen Formen mutiert. Man orientierte sich hier an den Landschaften eines chinesischen Tals, in dem die Bäume an Felsen tatsächlich durch Wind und Wetter geformt werden.

Jahrhundertelang wurde diese besondere Landschaft auf chinesischen Tuschekalligraphien verewigt.
So stellt man sich eine von Menschenhand geschaffene Landschaft vor und doch handelt es sich um einen natürlichen Zufall.

Rosalie: Sitz- und Flitzhasen, Scharnhauser Park Ostfildern, 2008

Natur und Kunst – ein Gegensatz?
Die Kombination aus natürlichen Materialien und Kunststoffen wurde spätestens in der zeitgenössischen Kunst immer beliebter, vergängliche Materialien wie Äste, Blätter oder andere Fundstücke von Spaziergängen werden mit Alltagsmüll zusammengefügt.

In den verschiedensten Bereichen orientiert man sich an der Natur– im Schmuckdesign, in der Mode und selbst in der Architektur. Auch hier ziehen sich Gegensätze magisch an, Holz wird mit Kunststoff kombiniert, Naturfasern mit Synthetik oder Edelsteine mit billigem Material, z.B. einem Ring aus dem Kaugummiautomaten.

Kreative Auseinadersetzung mit dem Thema Kunst/Natur
Wir suchen deine künstlerischen Arbeiten zum Gegensatzpaar Kunst/Natur. Ob du nun mit zwei unterschiedlichen Materialien arbeitest, digitale  Medien einsetzt, oder in der Natur fotografierst, deiner kreativen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

Abgabe ist bis spätestens in der Woche nach den Pfingstferien, ausgestellt werden ausgewählte Werke im Juli 2022. Bitte druckt das anliegende Datenblatt aus und gebt es mit ab.