“Mit einem Bier fing alles an…”

Aller Anfang ist leicht – dieser Grundsatz gilt nicht immer, aber oft. So verhält es sich zum Beispiel beim Thema Alkohol: viele Jugendliche machen bereits im Alter von 13 bis 15 Jahren ihre ersten Erfahrungen. Meist beginnt es ganz harmlos, als Spiel, Mutprobe oder im Verein. Viele bedienen sich auch am Vorratsschrank der Eltern zu Hause, um einmal zu erleben, “wie das so ist”.

In vielen Sportvereinen gehört ein Kasten Bier nach dem Spiel dazu, aber die Suchtgefahr von Alkohol wird häufig unterschätzt. Der Badische Handballverband hat mit Frank Milbich, Vater eines 12 jährigen Sohnes und Handballspieler, einen Mann in seinen Reihen, der Jugendlichen ehrlich, schmerzlich und direkt die verheerenden Folgen einer Alkoholsucht aufzeigen kann. Früher war er selbst Torschützenkönig der Ober- und Regionalliga, bis er in die Trinksucht abrutschte. Er berichtete, wie “ohne 3 Flaschen Schnaps am Tag gar nichts mehr ging” und er durch das exzessive Trinken in eine lebensbedrohliche Lage geriet. Der Arzt gab ihm am Ende seiner Sucht noch 3 Monate.

Der 49-Jährige erzählte in der vergangenen Woche den Schülerinnen und Schüler der achten Klassen des PG seine eindrucksvolle Lebensgeschichte, nachdem ihn die Fachschaft Gemeinschaftskunde an die Schule eingeladen hatte.

Er sagte, er selbst sei ein abschreckendes Beispiel und er wolle mit seiner Geschichte die Jugendlichen über die Gefahren des Alkohols aufklären, um sie vor einem Absturz zu bewahren. Herr Milbich ist sicher: „Die Sucht kommt schleichend.” Anfangs habe er nur Bier getrunken, doch dann kam harter Alkohol und zuletzt war er abhängig. Anfangs war er stolz auf seine Trinkfestigkeit. „Meine Frau und mein 4-jähriger Sohn waren mir egal. Heute schäme ich mich dafür.”

Inzwischen ist er seit über 4 Jahren trocken. „Der Entzug war die Hölle”, gestand er. Er hatte Schweißausbrüche, Zitteranfälle und Halluzinationen. Schließlich suchte er Hilfe bei den Anonymen Alkoholikern. Heute darf er keinen Tropfen Alkohol mehr anrühren, auch keine Soßen und keine Kuchen essen, die in jedweder Form Alkohol enthalten.

Die Schülerinnen und Schüler hörten ihm aufmerksam zu, waren stellenweise schockiert und stellten ihm zahlreiche Fragen. Dass sie die Lebensgeschichte von Frank Milbich zum Denken gebracht hatte, konnte man deutlich spüren. „Wenn ich nur einen Jugendlichen mit meinen Vorträgen zum Nachdenken bringe oder einen ähnlichen Leidensweg ersparen kann, dann hat sich meine Arbeit schon gelohnt.”

Bild Laufleiste: www.flickr.com/photos/29320956/, cvrcak1, 09.02.2012