Nach einem halben Jahr Chinesisch lernen wollte eine Gruppe LÖWENROTler die neuen Sprachkenntnisse direkt vor Ort anwenden: in Peking, der Hauptstadt Chinas mit 3000jähriger Geschichte und 21,5 Millionen Einwohnern im Verwaltungsgebiet.

Unser Austauschpartner, die Bejing Foreign Languages School, erwartete die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem modernen und großzügig angelegten Campus am Rand der Megacity. Dort befinden sich auch die Unterkünfte, die unsere Schüler während ihres Aufenthalts unter der Woche bewohnen. „Die chinesischen Schüler mussten an manchen Tagen um 5:30 Uhr zum Fahnenappell antreten,“ erzählt Anja, „Um 7 Uhr ging der Unterricht los. Zum Glück durften wir den Tag später beginnen, denn die Zeitumstellung steckte allen in den Knochen.“

Auch der Arbeitstag der chinesischen Schüler sei durchaus länger als der in Deutschland: bis spät in die Abendstunden habe Unterricht stattgefunden, die Schüler würden oft Nachhilfe nehmen oder Zusatzkurse belegen. „Der Unterricht an sich läuft sehr ähnlich ab wie bei uns, es war recht locker und die Lehrer sehr freundlich,” berichten die Austauschschüler. Einziger Unterschied: alle Zimmer sind mit Kameras ausgestattet. Es sei schon etwas befremdlich, sich ständig beobachtet zu fühlen.

Insgesamt sei das schulische Leben in China stark strukturiert: alles folge gewissen Regeln, so gingen die Klassen zum Beispiel immer in Paaren in einer Reihe über den Campus. „Dem Unterricht zu folgen war aufgrund unserer noch nicht so fortgeschrittenen Sprachkenntnisse zum Teil schwierig,“ erklärt Clara. Gut zurecht kam die Gruppe trotzdem, denn man konnte sich anhand der erlernten Schriftzeichen orientieren.

Unproblematisch sei zudem die Kommunikation mit den Gastfamilien gewesen, bei denen die Schüler am Wochenende untergebracht waren. So wurde zwischen Englisch, Chinesisch und Deutsch abgewechselt. „Überrascht waren wir allerdings von den Essgewohnheiten,“ sagt Anja. Suppe zum Frühstück oder ein Hühnerfuß auf dem Teller seien nichts Ungewöhnliches gewesen. Geschmeckt haben zum Beispiel Dumplings, Drachenfrüchte und allerlei Süßigkeiten, die es in Deutschland nicht gibt.

Die Gastfamilien bewohnten, bis auf wenige Ausnahmen, eher kleinere Wohnungen: „Die Wohnsituation ist schon etwas beengter, oft wohnen auch die Großeltern bei der Familie. Unsere Gastschüler haben uns netterweise zum Großteil ihr Zimmer überlassen.“ Vor allem gegenüber der älteren Generation sei der Umgang innerhalb der Familien sehr respektvoll gewesen, so die Schüler. „Unsere Gastfamilien haben sich wirklich gut um uns gekümmert, sie haben Ausflüge organisiert, uns vieles erklärt und uns einen Einblick in das Leben in China gegeben.“

Zum Leben in China gehört auch, dass für Europäer selbstverständlich frei verfügbare Dinge wie das Internet überwacht werden. „Meine Austauschpartnerin wusste gar nicht, dass es noch andere Internetseiten gibt als die, die sie in China nutzen kann. Da es auch nur ein staatliches Chatprogramm gibt, können wir nur schwer Kontakt halten, weil es auf meinem Handy nicht funktioniert,“ bedauert Anja.

Auf ihren zahlreichen Exkursionen wurden die deutschen Schüler zudem immer wieder von chinesischen Menschen begutachtet: „Die Chinesen scheinen eher ein neugieriges Volk zu sein. Auf dem Platz des himmlischen Friedens kamen sie zu uns, haben uns umarmt, Fotos mit uns gemacht und mit uns gesprochen“, erzählt Clara.

Als der Gegenbesuch stattfand schien es den Chinesen ganz ähnlich ergangen zu sein wie zuvor ihren deutschen Gästen: „Mit unserem Brot konnte sich meine Gastschülerin gar nicht anfreunden“, berichtet Natascha lachend. Begeistert zeigten sie sich aber von den Ausflügen wie zum Heidelberger Schloss oder nach Rothenburg ob der Tauber.

Trotz kultureller Unterschiede und gewöhnungsbedürftiger Essgewohnheiten geben die Teilnehmer dem Austausch das Prädikat ‚empfehlenswert‘. „Ich würde sofort wieder mitfahren,“ bestätigt Anja, „Peking ist einfach beeindruckend, Land und Leute kennenzulernen war eine große Bereicherung.“  Der 14tägige Austausch mit der BFSU findet auch im kommenden Schuljahr statt. Weitere Informationen gibt es hier.