Ausstellungseröffnung: Papier ist geduldig
„Wir lesen davon und wir schreiben darauf, wir zerknüllen, schneiden und kleben es. Man kann es falten, zerreißen und recyceln – jeden Tag begleitet uns dieses Material. Die Rede ist natürlich von Papier”, erklärte Kunstlehrerin Hanna Kaag-Kagermann zur Eröffnung der Kunstausstellung „Papier ist geduldig” des Privatgymnasium St. Leon-Rot im Rathaus der Gemeinde. Dass Papier mehr als eine Schreibunterlage ist, zeigen die Schülerkunstwerke auf eindrucksvolle Weise. Origamis wurden in minutiöser Kleinstarbeit von geschickten Händen gefaltet und machten aus einer Fläche ein dreidimensionales Objekt. Nico (10b) zum Beispiel hatte in 48 Arbeitsstunden einen Stormtrooper-Helm aus über 300 Einzelteilen zusammengebaut und zog sein persönliches Fazit: „Ja, Papier ist geduldig, aber ich war in diesem Fall geduldiger!”. Außerdem wurde Papier wie Stoff zu Kleidung vernäht und verschiedene Lampen spenden eine transparente, warme Helligkeit. „Ich erinnere mich daran, dass vor rund 10 Jahren die Abschaffung des Papiers beschworen wurde”, sagte Bürgermeister Dr. Alexander Eger, „heute sieht man, dass Papier trotz moderner Technologien immer noch eine zentrale Rolle im Alltag spielt.”
Der 1. Preis ging an Lisa (10b), die eine Materialserie mit fünf verschiedenen Strukturen angefertigt hatte. „Die Arbeit zeigt die Variationsfähigkeit des Materials”, begründete die Jury, „Allen Bildern ist das botanisch inspirierte Thema gemeinsam: so wird zum Beispiel eine Baumrinde mit Hilfe von Papier dargestellt und verweist somit auf die Natur des Materials selbst. Ein maschinell hergestelltes, alltägliches Material wird wieder in seinen natürlichen Zustand versetzt.” Die Schülerin erhielt einen Gutschein im Wert von 120 Euro für einen Kurs beim Bezirksverband Bildender Künstler in Mannheim. Über den 2. Preis durfte sich Levin Bender (10d) freuen. Levin hatte Zeitschriften in Streifen geschnitten, zusammengerollt und innerhalb eines Setzkastens angeordnet. „Auf Distanz betrachtet wirkt das Materialbild wie mit einem dicken Pinsel gemalt und strahlt eine starke Dynamik aus.” Der Zehntklässler nahm für seine Arbeit ein Set hochwertiger Zeichenstifte entgegen. Den 3. Platz belegte Vorjahressiegerin Lilian Mahler (7b), deren Objekt aus lamellenartig angeordneten Blütenblättern aus Recyclingpapier durch seine Abstraktion überzeugte und mit einem Aquarellset belohnt wurde.
Bürgermeister Eger zählte nicht nur zu den Gratulanten, sondern sorgte für eine große Überraschung, indem er der jungen Künstlerin anbot, ihr Werk dauerhaft in die Sammlung der Gemeinde einzugliedern und dieses für 150 Euro käuflich zu erwerben – sein Angebot wurde schließlich unter Applaus angenommen. Iven (10b) erhielt für seine Fotografie, die in ihrer Machart an die täuschend echten trompe l’oeil-Bilder alter Meister erinnert, den Sonderpreis. „Wir sind sehr stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler”, lobten die Kunstlehrerinnen, „Deshalb freuen wir uns besonders, dass wir in diesem Jahr alle ausgestellten Teilnehmer zu einem Workshop in der Druckwerkstatt des Xylon-Museum in Schwetzingen einladen dürfen.” Die Ausstellung ist noch bis 30. Juli im Rathaus St. Leon-Rot zu sehen.