Als wir die E-Mail unseres Schulleiters lesen, reiben wir uns nicht schlecht die Augen. Manche denken an einen Schreib- andere wiederum erwägen einen Rechenfehler. Volker Hoffmann ist… 80?! Unfassbar. Eine solche Sensation ist wohl eine Schlagzeile wert – auch wenn Herr Hoffmann das Wort „Sensation“ in Verbindung mit seiner Person gar nicht so gern hören mag. Aber er willigt ein, dass wir ein kleines Portrait für unsere Schulhomepage schreiben.

Wir treffen uns eine Woche nach seinem 80. Geburtstag zu einem Gespräch im LÖWENROT. Er hat Post bekommen von ehemaligen Abiturient*innen, sie schreiben: „Die Welt braucht mehr Exemplare wie Sie, und das nicht nur im Lehrerberuf!“ Dass er ein äußerst beliebter Lehrer ist, liest man auch alljährlich in den Abi-Zeitungen.

Zahlreiche Fragen beantwortet Volker Hoffmann, ohne dass ich sie überhaupt stellen muss. Man merkt, weshalb ihn die Schüler*innen so lieben – er ist sympathisch und herzlich, er ist unterhaltsam und zugewandt. Einst liebäugelte er mit einem Studium der Theologie, unter Umständen wäre er sogar Pfarrer geworden, entschied sich dann aber doch für die Physik.

Nein, er wollte nicht schon immer Lehrer werden, lacht er, im Gegenteil! Mehrmals wurde er von einem Bekannten gefragt, ob er nicht einige Mathestunden im St. Raphael Gymnasium Heidelberg übernehmen wollte, bis er endlich einwilligte. Heute sagt er: „Es hat mir von der ersten Sekunde an gefallen!“

1969 macht er sein Physikdiplom und arbeitet im Anschluss als Nebenlehrer am Raphael. Damals ist das noch ein Mädchengymnasium und die Feststellung nach den ersten Stunden: „Hey, das macht denen Spaß!“, motiviert ihn, an der Schule zu bleiben. Er holt sein Referendariat am Ludwig-Frank-Gymnasium in Mannheim nach und legt seine Promotion zugunsten der Schule und der Familie auf Eis.

Er wird am Helmholtz-Gymnasium Heidelberg vereidigt und für den Privatschuldienst am St. Raphael Gymnasium beurlaubt, wo er für ganze 40 Jahre beschäftigt bleibt. Sieben Fächer unterrichtet er im Laufe der Zeit, je nach Bedarf über kürzere oder längere Zeiträume: Sport und Darstellende Geometrie im Wahlbereich der Oberstufe, mehr als fünf Jahre Chemie und ganz viele Jahre (bis zu 55) Mathematik, Physik, Informatik und Astronomie!

Wo andere sich auf den wohlverdienten Ruhestand freuen, fühlt Volker Hoffmann mit 64 Jahren: „Mensch, ich habe noch Power, ich würde gern noch was machen!“ und startet bei uns in St. Leon Rot nochmal durch: Astronomie, Mathematik und Physik sind die Fächer, für die er seine Schüler*innen seit 17 Jahren bei uns begeistern kann. Jährliche Exkursionen zum CERN in Genf und Besuche am HIT (Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum) organisiert und begleitet er und schafft auch hier, viele Schüler*innen für die Naturwissenschaften zu begeistern. Früher hat er auch Besuche am DESY in Hamburg, bei der GSI in Darmstadt und am JET in Südengland organisiert.

Darüber hinaus begleitet er als Teil des Anpfiff-ins-Leben-Lehrerteams die Nachwuchsfußballer der TSG Hoffenheim auf ihrem Weg zum Schulabschluss. Sowohl bei den aktuellen Talenten als auch bei früheren TSG-Spielern, von denen einige den Sprung in Bundesliga oder in die englische Premier-League geschafft haben, genießt er aufgrund seiner freundlichen und unkomplizierten Art eine hohe Wertschätzung.

Wie viele Schüler*innen er im Laufe seines Lebens unterrichtet hat, möchte ich wissen. Er als Naturwissenschaftler soll das schätzen. Keine leichte Aufgabe – die Antwort kommt aber im Nachgang per Mail: So ungefähr 10.000 bis 12.000 werden es gewesen sein! Dementsprechend häufig wird Volker Hoffmann also auch zu Jubiläen eingeladen: zum zwanzigjährigen, dreißigjährigen, vierzigjährigen Abitur – und in diesem Jahr feiert sein erster Abiturjahrgang von 1974 das fünfzigjährige Abi-Jubiläum.

Wir schätzen uns glücklich, ihn bei uns an der Schule zu haben – zwei, drei Jahre Astronomie will er am LÖWENROT noch weiter unterrichten: „Die Begeisterung, die Liebe zu den Naturwissenschaften ist noch da! Ich gehe mit Freude morgens in die Schule.“

Das Gespräch führte Anne Pischel.